Bagru - Jaipur (Rajasthan Indien)

Eine sehr gute Möglichkeit, die verschiedenen Schritte beim Handdruckverfahren kennenzulernen, bietet die geräumige Werkstätte der Gebrüder Dosaya in der Nähe der Bushaltestelle von Bagru. Ein fertig bedrucktes Gewebe hat in der Regel folgende Arbeitsschritte durchlaufen: Zunächst wird das Ausgangsmaterial vorbereitet, d. h. es wird eingeweicht, gekocht und mit der Hand geschlagen. Anschließend folgt die Einfärbung und Bemusterung des Stoffs. Ein Beizmittel unterstützt dabei das Eindringen des Farbstoffs in das Gewebe. Danach wird der Stoff in der Sonne getrocknet. Die Einfärbung eines Stoffs in einem tonummantelten Kupferkessel über einem Holzfeuer erzeugt haltbare Farben auf den Stoffbereichen, die mit dem Beizmittel bearbeitet wurden. Die Wirkung des Färbebads wird dabei durch die Zugabe einer Blume namens dhawda noch verstärkt. Durch den Auftrag einer ,,Schutzpaste“ im Handdruckverfahren werden Stoffbereiche, die ihre ursprüngliche Farbe beibehalten sollen, ausgespart. Der Vordruck wird mit Sägemehl überzogen, um ein Verschwimmen der Konturen zu verhindern. Die Immersion des Stoffes in einem Indigo-Faß ergibt einen satten Gelbton. Um Grün auf Blau zu erzeugen, wird nach der Entfernung der Schatzpaste (die oft in mehreren Arbeitsschritten erfolgt) eine gelbe Farbmischung aus Granatapfel und Kurkuma aufgetragen. Die Immersion des Stoffes in einer Alaunlösung dient der Fixierung der gelben Farbe. Der letze Arbeitsschritt – das Trocknen des Materials – nimmt mindestens 15 Tage in Anspruch.

Bis vor kurzem hatten die Druckformen meist die Maße 10 x 15 Zentimeter. Unter dem Druck sozioökonomischer Zwänge verwenden immer mehr Werkstätten Druckformen mit 15 x 20 Zentimeter, die sich für größere und gröbere Muster besser eignen. Für die Einfärbung von 300 Quadratmeter Stoff im Sechs-Farben-Druck benötigt ein erfahrener Drucker einen ganzen Arbeitstag. Erfahrung und Fachwissen werden innerhalb einer Familie von Generation zu Generation weitergegeben. Die verschiedenen Arbeitsbereiche der Handdrucker sind um einen zentralen Innenhof auf verschiedenen Stockwerken eines Hauses angeordnet.

Bagru-Drucke sind für ihre tiefschwarzen und ockergelben Muster bekannt. Die schwarze Farbe wird aus verrostetem Eisen (alte Hufeisen, Nägel) und jagri (Zucker) gewonnen, während das Ocker-gelb aus Alaun, Kautschuk und geru (rote Erde) erzeugt wird. Aus Weizen, Erde, Löschkalk und Kautschuk wird die babu-Rezeptur hergestellt, die Schutzpaste.