Bikaner - Geschichte und Sehenswürdigkeiten von Bikaner in Rajasthan

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Bikaner (Rajasthan - Indien)

Als nach der Gründung von Jodhpur unter den Nachfolgern von Rao Jodha Streitigkeiten über das Erbe ausbrachen, entschloß sich einer der Söhne, Rao Bika, 1465 seinen heimatlichen Hof zu verlassen und sich ein eigenes Reich weiter im Norden zu schaffen. Nach dem Sieg über zahlreiche miteinander verfeindete Stämme gründete er 1488 im Herzen der Wüste Thar die Lehmfestung Bikaner, deren Name aus seinem eigenen und dem des Verbündeten Jatoberhauptes Nara zusammengesetzt ist.

Fort-Junagarh-1571-1611-Bikaner

Fort-Junagarh-1571-1611-Bikaner

Bei seinem Tode im Jahre 1504 hatte er durch geschickte Kriegführung das Reich erheblich ausgeweitet und mehr als 3000 Dörfer unter seine Herrschaft gebracht. Noch heute nimmt der Distrikt fast 100 % des Staates Rajasthan ein. Rao Bika hatte den Platz trotz des Fehlens eines sicheren Bergrueckens bewußt gewählt, da er die Kontrolle einer wichtigen, zwischen Hindustan und Afghanistan verlaufenden Handelsroute ermöglichte, woraus die Stadt im Laufe der Jahrhunderte beträchtlichen Reichtum schöpfte. Als die Herrscher im 18. Jh. jedoch die Steuerschraube für den Warentransit übermäßig anzogen, suchten sich viele Handelsherren einen neuen Standort bei den kleineren Fürstentümern im südlich gelegenen Shekhavatigebiet, das sich fortan zum Knotenpunkt der Karawanenrouten entwickelte.

Trotz anfänglich erfolgreichen Widerstands gegen die Mogultruppen konnte sich auch Bikaner auf Dauer nicht dem Einfluß der neuen Großmacht entziehen und wurde zu einem ihrer treusten Verbündeten. So nahm Raja Rai Singh (1571-1611) im Auftrag Akbars an Feldzügen in Afghanistan teil, und sein Bruder Prithvi Raj war am Hofe des Mogulherrscher als gefeiertes Poet ein gern gesehener Gast.

Selbst als Aurangzeb im 17. Jh. mit beispielloser Brutalität gegen den Hinduismus zu Feld zog und damit den Widerstand der ihm mehr oder weniger treu ergebenen Rajas im ganzen Land provozierte, stand Anup Singh (1669-1698) zu seinem Herren und durfte sich dafür mit dem höchsten Titel Maharaja schmücken. Als Folge der Aufloesungserscheinungen des Mogulreichs flackerten bald wieder die Rivalitäten zwischen den einzelnen Fürstentümern auf, in die auch Bikaner mit hineingezogen wurde. Erzfeind war nunmehr Jodhpur, das 1739 Bikaner belagerte, 1808 seinerseits jedoch in einer gemeinsamen Aktion von Bikaner und Jaipur angegriffen und kurze Zeit besetzt gehalten wurde.

Als England 1816 die Zügel in die Hand nahm, beugte sich Bikaner nicht nur dem Diktat der Kolonialherren, sondern begründete ein fast freundschaftliches Verhältnis, das durch die Entsendung des berühmten Kamelkorps Ganga Risala auf die nordafrikanischen Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde. Maharaja Ganga Singh (1887-1943) hatte den Verband der Kamelreiter ins Leben gerufen, nachdem sich Bikaner schon zuvor als Lieferant hervorragender Reitkamele für die in Afghanistan kämpfenden britischen Truppen einen Namen gemacht hatte. Zum Einsatz kam die vom Maharaja selbst befehligte Ganga Raisala.

Mit ihren teilweise noch erhaltenen Mauern, Toren und historischen Bauwerken vermittelt die Altstadt von Bikaner bis heute das Bild einer mittelalterlichen Wüstenmetropole, zumal Lastkamele nach wie vor das Straßenbild beleben. Zentrum bildet das Junagarh Fort, mit dessen Bau Raja Rai Singh (1571-1611) gut 100 Jahre nach der Stadtgründung begonnen hatte. Ältester Bestandteil der Palastanlage ist das Eingangstor Suraj Pol, durch das man auch heute noch den Komplex betritt. Es ist ein massiver Bau ohne Schnörkel, dessen glatte Fassade nur durch zwei Balkone und eine sie verbindende Galerie aufgelockert wird, von der aus Musikanten die Abreise oder die Ankunft des Rajas verkündeten. Im Gegensatz zu den übrigen Bauten ist es aus gelbem Marmor gefertigt, der aus dem 300 km entfernten Jaisalmer herangeschafft wurde. Der später verwendete rötliche Sandstein nwar zu diesem Zeitpunkt noch nicht entdeckt worden. Zwei Elefanten flankieren den Durchgang zum ersten großen Innenhof als Zeichen dafür, dass die Festung sich niemals den Moguln hatte ergeben müssen, aber auch als Erinnerung an die tapferen Rajputenkrieger Jaimal und Patta, die beim Angriff Akbars auf Chittaurgarh als Helden in die Geschichte Rajasthan eingegangen sind.

Das von West nach Ost ausgerichtete Fort besteht aus mehreren zu unterschiedlichen Zeitpunkten errichteten, miteinander verbundenen, um Höfe (Chowk) angeordnete Einheiten. Ältester, bereits 1595 entstandener Teil ist der Lal Niwas im Zentrum der Gesamtanlage, ein an der Nordseite des Karan mahal chowk im mittleren Stockwerk liegender, langgestreckter L-förmiger Raum mit niedriger Decke. Außen wird er von hohen, achteckigen Säulen getragen, weist im Innern jedoch keine Stützen auf, woraus sich sein schmaler Grundriß erklärt. Eine größere Breite hätte man ohne Pfeiler oder Säulen nicht überdecken können. Wegen der prächtigen Ausstattung der Wände und Decken mit stilisierten Blumenmustern in Rot und Gold dürfte es sich trotz der recht bescheidenen Ausmasse um einen Versammlungssaal (Darbar) gehandelt haben.

Am gegenüberliegenden Ende des Hofs entstand unter Raja Karan Singh (1631-1669) der Karan Mahal, eine Empfangshalle mit Zakkenboegen und in die Seitenwände eingelassenen, mit Pilastern versehenen Scheinarkaden nach dem Vorbild der Bauten ShahJahans. Auch die später unter Anup Singh hinzugefügte Ausmalung, eine Imitation von Marmoreinlegearbeiten, orientiert sich an Agra und Delhi.

Eines der Glanzstücke des Palastes ist der Saal der Privataudienzen, Anup Mahal, der im 17. Jh. unter Anup Singh entstand und seine Phantasie  aus Spiegeln, Einlegearbeiten und Malereien in Gold bestehende Dekoration unter Raja Surat erhielt. Für die Innenausstattung griffen die Herrscher von Bikaner bevorzugt auf fremde Künstler zurück. Für Lackarbeiten auf Holz holte man Spezialisten aus Multan (heutiges Pakistan), für Einlegearbeiten Künstler aus Amber. Wie in etlichen rajputischen Palästen trat auch in Bikaner ab dem 18. Jh. der Mogulstil deutlicher in Erscheinung, da mit dem Niedergang dieser Dynastie viele arbeitslos gewordene Kunsthandwerker an die Fürstenhöfe abwanderten. 

Besonders vielgestaltig sind die zur Verzierung der Decken und Wände angewandten Maltechniken. Der sonakin-Stil zeigt Ornamente und goldenes Blattwerk auf weisen Putz, den jungali sunthari-Stil kennzeichneten florale Muster auf grünem Untergrund und den manovat-Stil gipsverkleidete, mit Gold bemalte reliefierte Säulen aus Ton. Über dem Thronsaal erheben sich die Gemächer des Zenana mit kleinen Erkern, versehen mit Jalis und bengalischen Dächern. Den Luxus auf die Spitze getrieben hat Maharaja Gaj Singh (1746-1787) mit dem Bau der aus fünf Räumen bestehenden Privatgemächer des Gaj Mandir über dem Karan Mahal.


Um das zentrale, etwas erhöht liegende Schlafgemach gruppieren sich vier kleinere Zimmer, die untereinander durch Türen verbunden sind, mit dem Zentralraum aber – bis auf einen, von dem aus eine Treppe hinaufführt – nur durch Fenster, die von innen mit bemalten Holztüren verschlossen werden konnten. Auch hier darf das in fürstlichen Schlafgemächern beliebte Krishna-Gopi-Motiv, das Erotik und Religion verschmilzt, nicht fehlen. Ein Spiegelzimmer (Shish Mahal) gehörte ebenfalls zu den Privatgemächern des verwöhnten Herrschers. Der Blumenpalast (Phul Mahal) und der Mondpalast (Chandra Mahal) sind ähnlich verschwenderisch ausgestattet. Im Blumenpalast kann man ein kleines Bett des Rao Bika (1465-1504) bewundern. Der Herrscher liess seine Beine immer über den Rand hinaustragen, um selbst dann noch, wenn er ans Bett gefesselt werden sollte, aufspringen und sich gegen seine Widersacher verteidigen zu können. Ganz unbegründet war dieser Spleen nicht, hatte doch eine Konkubine seinen Grossvater mit seinem Turban ans Bett gebunden und so den Häschern preisgegeben.

Auf dem Dach des Gaj Mandir thront der von Maharaja Dungar Singh (1872-1887) errichtete zeltartige Chatra Niwas – wegen seiner Kacheldekoration auch Chinesenturm (Chini Buri) genannt. Überdies findet man hier neben Krishnadarstellungen Repliken von Szenen, die Samuel Howitt zwischen 1805 und 1807 unter dem Titel „Oriental Field Sports“ geschaffen hat. Sie dokumentiert den Beginn einer Hinwendung nach Europa, wie sie in den nicht weit entfernten Havelis von Shekhavati noch deutlicher zum Ausdruck kommen konnte. Die Bautätigkeit in Bikaner fand erst in unserem Jahrhundert mit der Errichtung der riesigen Darbarhalle Ganga Niwas ein Ende. In ihr verbanden sich europäische Bautechniken mit klassischem indischem Stil und vermitteln so ein völlig neues Raumgefühl. Heute ist hier das Museum untergebracht. Das nach alter rajputischer Tradition voller Stolz die übliche Waffensammlung präsentiert, darunter auch eine Kanone, die auf ein Kamel montiert werden konnte, und sogar das wie eine Reliquie ausgestellte Flugzeugwrack aus dem Ersten Weltkrieg.  

Bhandasar-Jain-Tempel-Bikaner im-Jain-Tempel-Bikaner

Bhandasar-Jain-Tempel-Bikaner

im-Jain-Tempel-Bikaner

Ein weiteres Museum (Sri Sadul Museum) befindet sich im neorajputischen Lalgarh-Palast (1926), 3 km nördlich des Zentrums, ein Entwurf von Sir Swinton Jacob, der auch an der Gestaltung der Palastanlage von Jaipur mitgewirkt hatte. Hier steht ebenfalls die Dokumentation höfischen Lebens im Mittelpunkt. Die Exponate bieten einen leidlich interessanten Einblick in die Welt der Maharajas in unserem Jahrhundert. Wenn man in dem zum Palast gehörenden Hotel absteigt, mit dem der Maharaja heute die hohen Unterhaltungskosten zu decken versucht, lässt sich ein besserer Eindruck gewinnen!

Einer ähnlichen Thematik widmet sich das Ganga Golden Jubille Museum, das außer herrschaftlichen Memorabilia aber auch einige Terrakotten aus der Guptazeit, traditionelle Musikinstrumente und schöne alte Teppiche sowie hervorragende Plastiken, darunter eine Sarasvati aus dem 11. Jh., birgt, Ein historisch besonders aufschlußreiches Dokument ist der Befehl Prinz Selims (des späteren Mogulherrscher Jahangir) an Rai Singh, sich unverzueglich nach Delhi zu begeben, da Kaiser Akbar im Sterben liege, denn beim Kampf um die Nachfolge galt es, möglichst viele Verbündete (mit ihren bewaffneten Truppen) um sich zu scharen.

Auch die Altstadt zeigt einige interessante Sehenswürdigkeiten. Im Gewirr der alten Gassen verstecken sich etliche Hevelis, aus Sandstein gefertigte Handelshäuser mit aufwendiger Fassadendekoration. Der besonders eindrucksvolle Rampuria-Haveli wurde um 1880 von dem vermögenden Wollhändler Heera Lal Rampuria errichtet, wobei er für die ebenfalls exquisite Innenausstattung die in jener Zeit hier lebenden, aus Multan zugewanderten Kunsthandwerker heranzog. Im Südosten der Altstadt haben zwei alte Jaintempel (16. Jh.) ihren Platz. Der nach seinem Stifter benannte Bhandhasartempel ist dem 23. Tirthankara Parshvanatha geweiht und im Innern – abweichend von der Tradition – mit Malereien ausgeschmückt. Aber auch Reliefs der 24 Furtbereiter und anmutiger Tänzerinnen fehlen natürlich nicht. Über der Cella liegen zwei Stockwerke mit vier Balkonen, die mit Treppen verbunden sind. Eine lokale Besonderheit ist die Auskleidung des Sanktuariums mit Kacheln, Spiegeln und Goldmalerei. Der hohe Shikhara ist mit kleinen Türmchen bedeckt.

Der kleinere Sandeshvaratempel (1536) ist dem Furtbereiter Neminatha geweiht und weist ebenfalls eine üppige Dekoration auf. Besonders schön ist der Figurenschmuck am Architrav über dem Zugang zum Allerheiligsten und den angrenzenden Säulen. Neben der für Jains typischen Ikonographie finden sich auch dekorative arabeske Muster Indo-islamischen Ursprungs.  

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Jaisalmer – Bikaner 330 km via Pokaran – Phalodi (Reisebericht einer Rajasthan Reise): 
Die Strecke bis Pokaran wiederholt sich wie im Abschnitt Jodhpur – Jaisalmer, dieses Mal jedoch ohne ein außergewöhnliches Erlebnis. 14 km hinter Pokaran erreichen wir Ramdeora, wo sich im Februar und August Pilger zu einem Fest treffen. Phalodi (158 km), eine Stadt, in deren Umgebung Salz abgebaut wird, ist nicht mehr als ein weiterer unscheinbarer Ort. Hinter der Stadt wird die Vegetation wieder dichter. An der Straße sehen wir einige Antilopen. In dieser Gegend sind auch Kamele sehr viel häufiger als im Jaisalmer-Distrikt. Die Züchter haben den Tieren kunstvolle Muster ins Fell geschnitten.

Wir fahren jetzt oft von der Hauptstraße ab, um Fahrgäste aus den abseits gelegenen Dörfern aufzunehmen. Das Herumpoltern auf den nicht asphaltierten Nebenstraßen nacht die ohnehin lange Busfahrt noch anstrengender. Nach 282 km erreichen wir Kolayat, eine antike Stadt mit religiöser Bedeutung. Am Kartik Purnima, dem Vollmondtag zwischen Oktober und November, findet hier das Kapil-Muni-Fest statt. Wie an vielen solchen Orten soll auch ein Bad im Kolayat-See von allen Sünden reinwaschen, insbesondere natürlich an einem glückverheißenden Tag wie dem Purnima. Ein Tempel zur Erinnerung an Kapil Muni, einen Heiligen, der dem Fest seinen Namen gab, steht ebenfalls in Kolayat. Der See, darauf sei noch hingewiesen, trocknet schon wenige Monate nach dem Monsun aus. 32 km vor Bikaner liegt Gajner, wo ein Sommerpalast der Maharajas in ein Hotel umgewandelt wurde. Der Palast ist am Ufer eines Sees errichtet, der zum Naturschutzpark vom Gajner gehört. Den Rest der Strecke fahren wir bedeutend langsamer, denn mittlerweile ist auch das Dach des Busses randvoll mit Passagieren besetzt. Wie wir später von ausgequetschten Zahnpastatuben ablesen können, sind unsere Rucksäcke ebenfalls als Sitzmöbel anerkannt. So stark überforderte Transportmittel haben wir in Rajasthan nur im Distrikt Bikaner gesehen.
Die Ankunft in Bikaner, dem häufig als ,,die einzig wahre Wüstenstadt inmitten endloser Sanddünen“ beschriebenen Ort, ernüchtert und enttäuscht. Wie sehr sehnen wir uns nach Jaisalmer zurück! Es ist, als seien die Wanderdünen selbst aus Langeweile am Ort vorbeigezogen. Der Übergang vom Land in die Stadt ist eher fließend: man sieht nur immer mehr Geschäfte, mehr Menschen im Bus als auch draußen, mehr Kamele, mehr Staub und Gewühl.

Bikaner (Distrikthauptstadt), Höhe ü. d. M.: 237 m
Industrie und Handwerk:
Gips, Wolle; Färbereien,
Teppiche (in Gefängnissen geknüpft), Töpfereien, Kamellederarbeiten, Holzschnitzer; Kamelzucht
Transport: Zug, Bus; Taxi, Tonga, Rikshwa, Scooter, nach Bikaner kommen nur wenige Einzelreisende

Stadtbild: Die Busfahrt nach Bikaner hat uns ganz treffend in die bedrückende Atmosphäre der Stadt eingestimmt. Leidenschaftslos oder gar ablehnend stehen wir am Busbahnhof bei der Festung von Bikaner den Rikshawfahrern gegenüber, die nicht recht wissen, was sie mit uns anfangen sollen. ,,Hotel?“ Ja, aber ein sauberes: sauberer als die Stadt. ,,Clean? What this? You want eat?“ Essen auch aber zuerst ein Hotel. ,,Hotel?“ Wie in Jodhpur läuft es darauf hinaus, daß wir uns im Tourist Bungalow einquartieren lassen. Unser Fahrer strampelt an der Festung vorbei. Wie schön war die Burg auf Fotos! Dann durch den Ganga Park, der mit seinem kleinen Zoo an den Umaid Park in Jodhpur erinnert. Das 1980 fertiggestellte Tourist Bungalow liegt in der Nähe des Ganga Golden Jubilee Museums, weit außerhalb der Altstadt. Mit Schrecken denken wir an den Fußmarsch, der der morgigen Besichtigung der Altstadt vorausgehen wird.
Da wir uns am nächsten Tag noch nicht recht zu einem Marsch entschließen können, sehen wir uns erst einmal das Museum an. In dem einfallslos gestalteten Rundbau sind neben Funden aus der Harappa-Zeit und Skulpturen der Gupta-Periode noch einige Miniaturen der Schule von Bikaner ausgestellt. Begeisterung will bei uns nicht aufkommen. In Etappen, unterbrochen von Pausen auf Parkbänken, unter Bäumen und vor den Vogelkäfigen des Zoos, tasten wir uns widerwillig bis zur Festung vor. Der schrfe Kontrast zwischen der gräßlichen Buntheit der die Parkanlagen zierenden Märchen-und Göttergestalten und der zarten Farbigkeit der Bougainvillea hat etwas Lähmendes. Nie vermag man zu entscheiden, was von beiden Indien ist. Beides ist ernst gemeint und ist es wieder nicht. Tag um Tag pendelt man zwischen beiden Extremen, hat sich entschieden und wird dann wieder vom Gegenteil überzeugt. Heute ist unsere Meinung unumstößlich: heute ist Indien häßlich.
Die Junagarh-Festung wurde in den Jahren 1588 – 93 von Rao Rai Singh auf einer mickrigen Anhöhe erbaut. Hinter dem Eingangstor Suraj Pol stehen zwei erbärmliche Elefantenskulpturen. Die anderen, seit langer Zeit mit schweren Eisenschlössern verriegelten Tore wurden der von einem Graben umgebenen Festung erst im 17. Jhdt. hinzugefügt. Wie in Jodhpur ließen auch die Herrscher von Bikaner ihre Paläste innerhalb der Fortmauern errichten. Die Anlagen wurden bis ins späte 19. Jhdt. erweitert, und noch kurz vor der Unabhängigkeit fügte Maharaja Ganga Singh eine Audienzhalle hinzu. In den Palastbauten sind eine Bücher- und eine Waffensammlung untergebracht. Vom Suraj Pol gelangt man durch einen Tunnel in den Hof der Festung, der immer mehr verwildert. Teile der Festung werden heute von der Verwaltung genutzt. Im Tunnel stehen in Reih’ und Glied die Fahrräder der Beamten.
Konnten wir der Festung noch gute Seiten abgewinnen, so verhilft uns die ungepflegte Altstadt wieder zu unserer alten Stimmung. Die zum Teil reich dekorierten Häuserfassaden fallen in dem staubigen Gewimmel kaum auf. Allein die fünf Stadttore aus dem 18. Jhdt. erinnern an schönere Zeiten, verbessern den Gesamteindruck jedoch nur unwesentlich. Mit finsterer Miene ziehen wir uns ins Hotel zurück.
Der Charakter der Neustadt Bikaners wurde weitgehend von Maharaja Ganga Singh (1881 – 1942) geprägt. Mit seiner ehrwürdigen Gestalt ist er das Urbild des Maharajas, wie es in den Köpfen von Indienträumern spuken mag. Ganga Singh war nicht nur bei den Engländern beliebt, sondern, wegen seines zur damaligen Zeit ungewöhnlichen Bemühens um das Wohl des Volkes, auch bei seinen Untertanen. So war er der einzige Maharaja, der sich um die Bewässerung von Agrarland kümmerte. Sein bedeutendstes Bewässerungsprojekt war der 144 km lange Gang Canal. In Ganga Singhs Residenz, dem zwischen 1900 und 1920 erbauten Lalgarh Palace, ist eine Kostbarkeit ausgestellt, deretwegen wir jederzeit wieder in das sonst so ungeliebte Bikaner fahren würden: die Fotosammlung der Maharajas.
Der Palast steht in einer reichlich trostlosen Gegend, etwa 3 km außerhalb der Altstadt. Ein Teil des Lalgarh wird heute als Hotel genutzt, der restliche Teil kann gegen eine geringe Gebühr besichtigt werden, wobei man von einem Führer begleitet wird, der leider immer wieder zur Eile antreibt. Vor allem ist er darum bemüht, uns von den Fotos abzulenken und auf die für ihn wichtigeren Gegenstände wie chinesische Seidenvorhänge, Jagdtrophäen oder italienischen Marmor hinzuweisen. Die Bilder, einige reichen bis in die Anfänge der Fotografie zurück, hängen, liebevoll garhmt und mit Erläuterungstexten versehen, an nahezu allen Wänden der Palasträume. Empfänge, Hochzeiten, Portraits, Prozessionen, Stadtansichten, Jagdszenen, der Maharaja läßt sich mit Silber aufwiegen, der Maharaja als Sportschütze bei der Olympiade, dazu alte Landkarten, Zeichnungen, Karikaturen, Dokumente – endlich nimmt das 19. Jhdt., das oft mit hilflosen Phrasen umrissene Leben der letzten Maharajas Gestalt an. In Vitrinen verschlossen, liegen Akten aus der 500-jährigen Geschichte der Stadt sowie noch unzählige Fotoalben, die wie leider nicht durchblättern dürfen. Unser Begleiter erzählt uns noch, der Bruder des Maharajas, des Mannes also, dem heute der Titel zustehen würde und der das Hotel leitet, lebe als Geschäftsmann in Jaipur. Seine Schwester sei glücklich in London Verheiratet. Dann werden wir in ein Büro geführt, wo wir uns in das Gästebuch eintragen dürfen. Zum Abschluß bietet uns unser Führer ein Reiskorn zum Kauf an: in winzigen Lettern steht darauf der Name des Maharajas. Jedenfalls behauptet das unser Begleiter. Für unsere Augen ist die Schrift zu klein.

Ausflüge von Bikaner aus:
Die Chhattris der Herrscher liegen bei Devi Kund, etwa 8 km östlich von Bikaner. 5 km außerhalb befindet sich am Bhandsagar ein Jaintempel aus dem 16. Jhdt. Ein anderer Ausflug führt zur 10 km entfernten Kamelfarm. Der Kolayat-See und das Reservat von Gajner wurden bereits auf der Fahrt von Jaisalmer nach Bikaner erwähnt. Ein weiteres Reservat, das Tal Chhapar, liegt östlich von Bikaner. Ein letzter Ausflug gilt dem Rattentempel von Deshnok.

Gestern abend haben wir mit einem recht sympathischen Taxi fahrer den Preis für eine Fahrt nach Deshnok ausgehandelt. Heute holt uns ein unfreundlicher Jüngling ab. Wir fragen uns, wie der andere Fahrer am Geschäft beteiligt ist. Auf unseren Wunsch halten wir zuerst beim Dorf Udayramsar, wo ein Krankenhaus von Sanddünen begraben sein soll. Der Fahrer fragt uns verächtlich, was wir hier wollen. Geht ihn nichts an. Wir steigen aus, trampeln eine halbe Stunde über Dünen. Nichts Besonderes zu sehen. Weiter. Die Passanten blicken neugierig in das Taxi. Es ist, als ob sie Ausländer schon von weitem riechen.
Deshnok finden wir ganz gemütlich. Wir parken im Schatten eines Baumes vor dem Karni-Mata-Tempel. Der Westen wurde erst vor wenigen Jahren auf Deshnok aufmerksam, als bekannt wurde, daß hier Bishnois Ratten verehren. Die Bishnois glauben, daß ihnen nach dem Tod eine Wiedergeburt als Ratte im Tempel der Göttin Karni (Durga) gewährt wird.
Am Eingang müssen wir wie allen Tepmeln unsere Schuhe ausziehen: hinein in die Rattenscheiße. Eingentlich habe ich noch nie einen Hindutempel mit so viel Spannung betreten. Es ist Sensationslust, die uns herlockt. Vielen Indern, denen wir hier begegnen, sehen wir an, daß sie das gleiche Motiv bewegt. Wir Ausländer können einfach nur schauen, neugierige Inder müssen nebenbei den vorgeschriebenen Ritus abspulen. In den Gesichtern dieser Leute steht der gleiche Ekel, den wir zu verbergen suchen.
Ein Drahtgitter über unseren Köpfen schützt die Ratten vor Raubvögeln. Die wohlbehüteten Tiere, die sich gegenseitig mit den verschiedensten Krankheiten anstecken, sehen noch widerlicher aus als ihre Artgenossen in Freiheit. Einige Menschen im Tempel benehmer sich so, wie wir eigentlich von allen erwartet hatten. Einer legt sich der Länge nach auf den mit Kot übersäten Boden, andere geben Opferspeisen, hindern die Ratten nicht daran, ihnen über die Füße zu laufen. In einer Ecke sitzt ein Mann vor seinem Mittagessen. Über den Tellerrand beugen sich Ratten die sich am Mahl beteiligen.
Der ,,Temple Manager“ bittet uns um eine Spende. Der geschwätzige alte Mann erfindet für uns ein paar Schmeicheleien. Wir blicken verlegen auf die Ratten ,,Viele Touristen begegnen den Ratten mutiger als meine Landsleute“, erzählt er uns. Eine Frau kreischt dazwischen, weil sie in Unachtsamkeit auf ein Tier getreten ist. Zumindest wären wir vorsichtiger. Ein Mann versucht, eine Ratte davonzuscheuchen, die aber beharrlich wieder kehrt. Die braune Hand, die ohne Kraftanstrengung aber bestimmt das graue Tier über den Stein fegt, die Füßchen, die auf dem glatten Boden Halt suchen und dann zurücktrippeln, werden mir in Erinnerung bleiben. ,,Ihr habt Glück, es ist Fütterungszeit. Die Ratten bekommen eine Speise aus Milch und Zukker.“

Vor dem Tempel gibt es keine Möglichkeit, sich die Füße zu waschen. Unser Fahrer war draußen geblieben. Er weiß scheinbar alles besser. Wir laden ihn zu einem Tee ein, wundern uns über unsere Gelassenheit und beobachten die Ankunft von Bussen mit einheimischen Pilgern und Touristen.

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